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Körperliche Beschwerden durch Zahnfehlstellungen – ist das möglich?

Mindestens 80 Prozent aller Menschen haben Störungen der Funktion des Kauapparates, die jedoch in der Regel wenig Probleme verursachen. Bei 5 Prozent der Betroffenen führen diese Störungen allerdings zu starken Beschwerden. Die Ursachen sind für den Laien nicht immer eindeutig und werden selten mit Störungen im Kausystem in Verbindung gebracht.

Patienten mit chronischen Schmerzen im Kopf-, Nacken- und Schulterbereich suchen oft jahrelang verschiedene Fachärzte auf, ohne dass die wirkliche Ursache ihrer Beschwerden gefunden wird. Dabei kann manchmal der einfache Gang zum Zahnarzt die Erlösung bringen.

Die Diagnose: Eine Störung im Kausystem. Es ist wie beim falschen Sitzen: Muskeln und Gelenke, die längere Zeit eine unnatürliche Position aushalten müssen, fangen an zu schmerzen.

Das menschliche Kauorgan ist ein empfindliches System ...

Im Kiefer sind die Zähne geringfügig beweglich verankert, Muskeln und Kiefergelenke sorgen im engen Zusammenspiel dafür, dass wir zubeißen können. Dabei reagiert der Zahnhalteapparat sehr sensibel auf Störungen. Schon wenige hundertstel Millimeter Höhenveränderung zwischen Ober- und Unterkiefer werden über Rezeptoren an den Zähnen ans Gehirn gemeldet. Der Körper versucht daraufhin über Reflexbögen an die Kaumuskulatur den gewohnten Gebisszustand durch Knirschen oder Pressen an den störenden Stellen wiederherzustellen.

Besonders in Stressphasen neigen viele Menschen zu diesem Phänomen, das die eingangs genannten Beschwerden hervorrufen kann, die natürlich auch in enger Verbindung zur Wirbelsäule stehen und damit Einfluss auf unsere gesamte Haltung ausüben. Selbst Hüft- und Kniegelenksfehlstellungen und Beinlängendifferenzen werden durch Funktionsstörungen des Kausystems gefördert.

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Es liegt auf der Hand, dass so ein komplexes Krankheitsbild ein systematisches Vorgehen bei Diagnostik und Therapie nötig macht:

Manuelle Funktionsanalyse: Zuerst sehen wir uns bei so einer Untersuchung die Kopfmuskulatur an. Mundöffnungs-, Seitwärts- und Schließbewegungen sowie Schädel-, Mundboden- und Halsmuskulatur werden gegebenenfalls gründlich untersucht.

Vorbehandlung: Stellen wir bei der Erstuntersuchung behandlungsbedürftige Funktionsstörungen des Kauorgans fest, wird als Erstes zur Entspannung der Muskulatur eine Aufbiss-Schiene aus durchsichtigem, dünnem Kunststoff angefertigt.

Instrumentelle Funktionsanalyse: Nach einer Tragedauer von ca. 3 bis 4 Wochen folgt eine Funktionsanalyse, bei der wir ein spezielles Vermessungsgerät verwenden, das die Bewegungen des Unterkiefers bei harmonisierter und entspannter Muskulatur absolut präzise und für die Patienten stressfrei aufzeichnet.

Auswertung: Das Vermessungs-Ergebnis wird dann im zahntechnischen Labor auf für diesen Zweck optimierte Kiefermodelle übertragen, woran sich die Zahnstellung der Kiefer sowie die Bewegungsabläufe des Unterkiefers analysieren lassen.

Therapie: Je nach Ergebnis der Analyse optimieren wir anschließend in mehreren Sitzungen die Bisslage der Kiefer durch sorgfältige und schonende Einschleifmaßnahmen oder durch die Erhöhung zu niedriger Zahnflächen. Dazu kann eine zahntechnische Sanierung nötig werden, in seltenen Fällen auch eine kieferorthopädische Behandlung.

So beugen wir vor: Um die genannten Probleme von Anfang an zu vermeiden, vermessen wir vor jeder zahntechnischen Arbeit die genaue Position der Kiefergelenke. Das mag auf den ersten Blick aufwändig erscheinen, führt aber bei Zahnersatz und Zähnen zu erheblich besseren Ergebnissen in puncto Langlebigkeit, Passgenauigkeit und Störungsfreiheit.

Mögliche Anzeichen einer von den Zähnen verursachten Funktionsstörung:

Muskelschmerzen im Gesicht oder an Hals, Nacken und Schulter.
Chronische Verspannungen und häufige Kopfschmerzen.
Knirschen, Knacken und Schmerzen der Kiefergelenke.
Eingeschränkte Beweglichkeit des Unterkiefers.
Sprachstörungen wie zum Beispiel Lispeln.
Geräusche in den Ohren oder auch Schwindelgefühl.

Sollten Sie also Schmerzen haben und nicht wissen, woher diese kommen, können wir Ihnen eventuell helfen.